Konzert Herrsching 2003

Altenberger begeistert Publikum Herrsching — Bis auf den letzten Platz war am Samstagabend der Vortragssaal der Bildungsstätte des Bau-ernverbandes in Herrsching besetzt. Grund des Andrangs war das Konzert des „Jugendsymphonieorchester München». Mit besonderer Neugier erwarteten die Besucher den Auftritt des Violinisten Korbinian Altenberger. Die Spannung blieb erhalten. Zunächst brachte das Ensemble ein Stück zu Gehör, das ohne Solisten auskam. So langwierig auch das Einstimmen des 50-köpfigen Orchesters war, so erfreulich entwickelte sich die Ouvertüre „Ein Sommernachtstraum» von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Leicht und sauber ließen die Geigen ihr sanftes Wirbelmotiv erklingen, das aus einer Zauberwelt zu sprechen schien. Das geheimnisvolle Weben der Streicher spann gekonnte Tupfer von Fagotten und Oboen ein. Im Kontrast zum ätherischen Schweben der Komposition wirkte die bodenständige Kraft von Blechbläsern und Celli geradezu dionysisch. Danach schlug die Stunde des Seefelder Lokalmatadors Korbinian Altenberger. Als Solist des Konzerts e-Moll op. 64 von Mendelssohn-Bar-tholdy waren ihm nicht nur gelegentliche Einwürfe zugedacht, sondern eine kontinuierliche Führungs- und Variationsstimme. Funk und konzentriert ließ Korbinian Altenberger schnelle Tonfolgen aus den Saiten springen, sehr kontrastreich arbeitete er die wechselnden Emotionen heraus. Zu einem wunderbaren Zusammenspiel mit dem Orchester kam es besonders im abschließenden Allegretto. Beschwingte Pizzicati der Streicher, fröhliche Triller von Querflöten und Klarinetten und dazu die jubilierende Geige des Solisten — dieser Genuss wurde mit heftigem Fußgetrappel bedacht. Korbinian Altenberger revanchierte sich mit dem Adagio aus der 1. Violinsonate g-Moll von Bach. Zuletzt bewies das Orchester unter der Leitung von Alejandro Vila, dass es auch komplexe Werke verständig umzusetzen weiß. In der Sinfonie Nr. 4 von Ludwig van Beethoven wurden hauchzart und statisch gestrichene Geigentöne im Adagio genauso bewältigt wie das gewaltige Anbranden im Schlusssatz. Das Frühjahrskonzert bot ein harmonisches Erleben, das die vermutete Semiprofessionalität eines Jugendorchesters ins Reich der Theorie verwies. Es wird heute ab 20 Uhr in der Aula der Münchner Universität wiederholt.

ANDREAS BRETTING