Juan José Chuquisengo

«Juan José Chuquisengo hat,» so schrieb sein großer Lehrer und Mentor Sergiu Celibidache 1993, »eine tiefe Sensibilität, die sich nicht über die Musik stellen will, sondern die nicht zu interpretierende Entsprechung zwischen Musik und der Affektwelt des Menschen ohne egoistische Zwecke zu realisieren sucht, das heißt mit der Fähigkeit, die in der Zeit wirkende Vielfalt der Klangerscheinungen in eindeutige Beziehung zu bringen, als hörbare, erlebbare Wirklichkeit. Er ist ein sehr wertvoller Musiker. Ich bin mir sicher, er hat eine bedeutende Zukunft vor sich.« Aufgewachsen in Peru in einem Milieu, in welchem die klassische Musik kaum eine Rolle spielte, erwarb sein Vater wie durch einen Zufall für 5 Dollar ein altes Klavier. Der achtjährige Juan José begann ohne Lehrer, Volksmelodien zu spielen und zu improvisieren. Ein Jahr später studierte er bereits Klavier bei Elena Ichikawa und Dirigieren am Nationalen Konservatorium in Lima und gewann einige nationale Klavierwettbewerbe. Er spielte als 13jähriger in Restaurants, Bars und Kirchen, um Geld zu verdienen. Gegen den Willen seiner Eltern entschied er sich, den Beruf des Musikers zu ergreifen, und begab sich nach Europa, um an der Hochschule für Musik in München bei Professor Klaus Schilde zu studieren, wo er als Zwanzigjähriger mit dem Meisterklassendiplom abschloss. Mitte der achtziger Jahre begegnete Chuquisengo in München dem Dirigenten Sergiu Celibidache, der seine weitere Entwicklung grundlegend prägte. Chuquisengo gab nun kaum noch öffentliche Konzerte und widmete sich dem Studium der von Celibidache gelehrten Phänomenologie, verbunden mit vielen Reisen zwischen München, Paris, Mainz und Italien, dem Besuch von Philosophievorlesungen an der Münchner Universität und von Celibidaches Proben mit den Münchner Philharmonikern: »In Celibidaches Lehre öffnete sich mir die Möglichkeit, die Grenzen des rein Subjektiven zu überschreiten und zu den lebendigen Gesetzmäßigkeiten vorzudringen, die die Beziehung von Klang, Musik und Mensch ausmachen.« Zu jener Zeit lebte Chuquisengo in extrem bescheidenen Verhältnissen. In ständiger Kommunikation mit Celibidache und einigen Musikerfreunden arbeitete er über sieben Jahre im Verborgenen an der Verfeinerung seines Musizierens. Er besuchte Meisterkurse bei Murray Perahia, Maurizio Pollini, Jorge Bolet, Menachem Pressler u. a. und erarbeitete sich ein Repertoire, das Musik aller Epochen vom Barock bis zum zeitgenössischen Schaffen umfaßt. Mitte der neunziger Jahre begann Chuquisengo, wieder in der Öffentlichkeit aufzutreten. Er gewann den ersten Preist beim internationalen Klavierwettbewerb Teresa Carreño und die Sonderpreise für die besten Bach- und Beethoveninterpretationen. 1996 wurde er mit dem »Fellowship for Artists« vom Kennedy Center for the Performing Arts ausgezeichnet und lebte er für ein Jahr in New York. Seither konzertiert er solistisch und mit Orchestern in Europa, den USA und Lateinamerika. Bisher erschienen zwei CDs bei mph muenchen in Kooperation mit dem BR mit Werken von Bach, Brahms, Chopin, Berg, Debussy, Ginastera u. a. Seine neueste CD Einspielung mit Werken von Maurice Ravel bei Sony Classical — im Herbst 2002 erschienen – erhielt bisher hervorragende Rezensionen und überall höchste Bewertungen für Interpretation und Aufnahmequalität (Fono Forum, Rondo Magagzin, Crescendo, Klassik Heute, Stuttgarter Nachrichten, Musikwoche, Neue Musikzeitung etc). Die nächste CD für Sony Classical spielt Herr Chuquisengo im kommenden Oktober ein (mit Werken von Bach, Händel, Foulds, Beethoven/Liszt, Corigliano, Schumann und Prokofiew); für das Jahr 2004 ist die Einspielung von 2 Klavierkonzerten von Mozart in Vorbereitung.

Juan José Chuquisengo lebt mit seiner Familie in München.