Konzert Juli 2003

Tripelkonzert in Neu-Ulm VON DAGMAR KÖNIGSDORFER Neu-Ulm —

Einen ganzen Beethoven-Abend bescherte das neunte Konzert der Sommerlichen Ulmer Musiktage im Edwin-Scharff-Haus. Der künstlerische Leiter der «sum», Christoph Denoix und die NEU-ULMER ZEITUNG hatten dafür das Jugend-Symphonie-Orchester München und drei hochklassige Solisten nach Neu-Ulm eingeladen.

Der Jugendförderung, einem wichtigen Aspekt der «sum», wurde bei diesem Konzert besonders Rechnung getragen, nicht nur in Gestalt des Orchesters, das jung an Jahren ist, aber mit sehr hohem Niveau und großer Professionalität überzeugte: Denoix gab musikalisch besonders interessierten und talentierten Schülern und Schülerinnen aus Ulm und Neu-Ulm die Gelegenheit, in der Pause Tuchfühlung aufzunehmen mit den Musikern, was begeistern angenommen wurde.

Erlesenes stand auf dem Programm: Ludwig van Beethovens 1805 entstandenes «Tripelkonzert». Genau vier Tripelkonzerte gibt es weltweit, drei davon entstammen dem 20. Jahrhundert, so dass Beethovens Werk in C-Dur op. 56 in seiner Kombination aus Orchester und Solistentrio (Violine, Cello, Klavier) eine musikalische Kostbarkeit darstellt. Bisweilen hat Beethovens Tripelkonzert schon große Künstler verführt, aneinander vorbei zu spielen — an diesem Abend gelang den Solisten wunderbare Harmonie in nuancierter, fließender Kommunikation.

Die temperamentvolle Ariadne Daskalakis, in Amerika geborene Tochter griechischer Einwanderer und Professorin an der Kölner Musikhochschule, zauberte wie verschmolzen mit ihrer Violine lichtvolle Grundstimmung in faszinierender Tonreinheit, die erst 28-jährige Ulrike Hofmann prägte den extrem schwierigen Cello-Part mit Feinfühligkeit und bewegter Mimik. Den Klavierpart, ehedem geschrieben für Beethovens Schüler und Gönner, Erzherzog Rudolf, hatte ein ganz außergewöhnlicher Mann inne. Juan José Chuiquisengo wuchs in Peru auf, in Verhältnissen, wo klassische Musik kaum eine Rolle spielte. Durch Zufall kaufte sein Vater für fünf Dollar ein altes Klavier, und als Neunjähriger studierte Chuquisengo bereits am Nationalen Konservatorium in Lima. In den achtziger Jahren wurde er Schüler von Sergiu Celibidache, der seine tiefe Sensibilität erkannte und sieben Jahre mit im im Verborgenen arbeitete. Nach der Pause konnte sich das Jugend-Symphonie-Orchester München unter Leitung Alejandro Vilas — ebenfalls einem Celibidache-Meisterschüler — mit Beethovens IV. Symphonie B-Dur profilieren, einem Werk, mit dem Beethoven 1807 die deutsche musikalische Klassik zur Vollendung führte (während in Wien bereits der Wandel hin zur Romantik geschah). Vollendet schön erklangen dann auch die vier Sätze dieser Symphonie. Der donnernde Applaus am Ende des Abends war hoch verdient.