Konzert Herrsching 2003

Münchner Jugend Symphonie Orchester in Herrsching

Herrsching — Das Publikum war zwar in der Herrschinger Bildungsstätte zahlreich erschienen. Die dennoch vielen leeren Plätze zeugten aber davon, dass entweder dem Jugend Symphonie Orchester München zu wenig zugetraut wird, oder das Programm nicht populär genug erschien. Jammerschade, hatte doch das Orchester der ab 15-jährigen Talente eine Rarität mitgebracht: das Tripelkonzert für Klavier, Violine, Violoncello und Orchester C-Dur op.56 von Beethoven. Dass dieses Konzert nur selten gespielt wird, liegt neben dem finanziellen Aspekt vor allem daran, das es nicht einfach ist, drei gleichwertige Solisten zu finden, die in einem kammermusikalischen Trio zusammen harmonieren. Hier war es auf einem sehr hohen Niveau gelungen.

Die US-Amerikanerin griechischer Abstammung, Ariadne Daskalakis, hat als Geigerin bereits einen weltweiten Karrierestart hinter sich und ist Professorin an der Kölner Musikhochschule. Die Cellistin Ulrike Hofmann erlangte ebenfalls bereits internationales Renommee und übernimmt nun die Stelle als Solo-Cellistin an der Komischen Oper Berlin. Die steile Karriere des in München lebenden peruanischen Naturtalents Juan José Chuquisengo gleicht einem Märchen, das offenbar ihren Höhepunkt noch lange nicht erreicht hat.

Der musikalische Zugriff der drei jungen Virtuosen war zwar sehr unterschiedlich, doch gelang ihnen im Ensemble eine detailliert abgestimmte Homogenität, die sich auch auf das Orchester übertrug. Der argentinische Leiter des Orchesters, Alejandro Vila, hatte so keine Mühe, seine Instrumentalisten klanglich entsprechend abzustimmen. Es entstand ein überaus schlüssiger Dialog der zwei Ensembles, zumal sich die Solisten der Gesamtwirkung stets bewusst blieben. Das Cello sang temperamentvoll und ließ sich in die Brillanz der Geige entführen, während der Flügel eine geistvolle Harmonie ausbalancierte. Das Allegro gelang überaus spannungsreich und öffnete sich zum zentralen Largo, das eine große Schönfarbigkeit atmete. Das abschließende Rondo alla Polacca folgte im straffen Rhythmus und tänzerischer Leichtigkeit, ohne jedoch an Tiefgang zu verlieren.

Blitzsauberes Spiel

Rossinis Ouvertüre zu Semiramide schien dem Orchester viel Vergnügen zu bereiten, wirkte es doch sehr frisch und variationsreich. Tschaikowskys Fantasie-Ouvertüre Romeo und Julia überforderte dagegen die engagierten Symphoniker, weniger in der technischen Durchführung als vielmehr im musikalischen Verständnis. Trotz blitzsauberer Spielweise und schöner Motiv-Exposition gelang es Vila nicht, die atmosphärische Weitläufigkeit zu entlocken. Dem eröffnenden Choral fehlte es an intimer Frömmigkeit, während die Dramatik im Allegro giusto die nötige Tiefe vermissen ließ. Das abschließende Moderato assai verfehlte letztendlich die melancholische wie düstere Atmosphäre und verfiel ins leicht Monumentale. Die Konsequenz in der Interpretation rettete zumindest die Geschlossenheit der Dichtung.

Insgesamt also eine reife Leistung des jungen Orchesters, das den großzügigen Applaus auf alle Fälle verdient hat.

REINHARD PALMER